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Warum ich zu Linux wechsle

Endlich steht meine Entscheidung fest, nach mehreren Jahren überlegen wechsle ich zu Linux und kehre Windows (10) den Rücken. Es war nicht leicht, jedoch hat Microsoft dank Windows 10 und dem Upgradezwang für Windows 7 – 8.1 diese Entscheidung quasi für mich getroffen.

Man kann mich, was Datenschutz angeht, teilweise schon paranoid nennen. Dementsprechend war ich von Anfang an skeptisch gegenüber der nicht abschaltbaren Übermittlung von Daten an Microsoft. Die „Wahl“ zwischen „Vollständig“ und „Einfach“ ist meiner Meinung nach keine wirkliche Wahl. Nirgends steht hier genau, welche Daten Windows 10 eigentlich an Microsoft sendet. Zählen die Bilder, die ich anschaue, die Texte, die ich schreibe, welche Tasten ich zu welchem Zeitpunkt drücke, etc. auch zu den Nutzungsstatistiken? Einen kleinen Vorgeschmack, was an Daten anfällt, bekommen wir durch einen Blogeintrag von Microsoft:https://blogs.windows.com/windowsexperience/2016/01/04/windows-10-now-active-on-over-200-million-devices/. Hier präsentiert Microsoft stolz, wie viele Minuten die Nutzer bereits mit Edge im Internet verbracht haben und wie viele Bilder mit der Windows Photo-app bereits angeschaut wurden – und das sind nur die Daten, die Veröffentlicht wurden…

Ich sehe meinen Computer, den ich selbst gekauft habe und in meiner Wohnung steht, als mein persönliches Hoheitsgebiet an. Wenn ich ein Programm installiere, dass alles auf meinem Computer ausspäht, dann ist das meine Entscheidung, ob ich es in Kauf nehme, dass es das tut, oder eben nicht. Doch spätestens mit Windows 10 hat man keine Wahl mehr. Der Benutzer hat nicht einmal mehr die Wahl zu sagen, nein ich installiere keine Updates. Vordergründig sind die Argumente von Microsoft plausibel, man kann so schnell alle Computer updaten, wenn Sicherheitslücken behoben wurden. Was die meisten hierbei aber vergessen ist die Tatsache, dass hierdurch eine gravierende Sicherheitslücke geschaffen wurde. Microsoft, oder jeder der sich Zugang verschaffen kann, hat die Möglichkeit, beliebige Software auf jedem vorhandenen Windows 10 Computer zu installieren. Genau so eine Funktion wird in vielen Trojanern und Viren eingebaut, um die Kontrolle über einen Computer zu übernehmen und für eigene Zwecke zu verwenden. Man kann jetzt natürlich sagen, Linux bietet auch automatische Updates an, die man missbrauchen könnte. Damit hat man auch nicht unrecht, nur muss ich als Benutzer selbst das Update ausführen, es kann mir also niemand vorschreiben, dass ich updaten muss. Zudem sind alle Quellen, von denen die Updates bezogen werden, öffentlich einsehbar. Es hat also jeder zumindest die Möglichkeit, einen Missbrauch festzustellen.

Jetzt gehen wir mal davon aus, dass eine staatliche Organisation wie z.B. die NSA zu Microsoft kommt und sie zwingt, über das Update-System ein Spionageprogramm auf jedem Windows Computer zu installieren. Das ist der Zeitpunkt bei dem viele jetzt sagen: „Ich habe ja nichts zu verbergen“. Das kann gut sein – ich persönlich habe auch nichts zu verbergen – nur würde ich es mir deswegen noch lange nicht gefallen lassen, dass irgendjemand Kameras in meiner Wohnung platziert. Auch wenn er nur schauen will, ob ich auch wirklich brav bin. Aber das Thema Datenschutz scheint heutzutage nur noch wenige Menschen zu interessieren, da ist es wichtiger, dass jeder weiß, was, wo und mit wem ich gerade esse. Aber das ist ein (etwas) anderes Thema.

Um die negativen Punkte, die ich bis jetzt herausgefunden habe abzuschließen, fällt mir noch ein Vergleich ein, den ein Bekannter vor kurzem gemacht hat. „Windows 10 ist wie die kostenlosen SIM-Karten aus dem Film ‘Kingsman: The Secret Service’ “

Auch wenn ich das gerne behaupten würde, aber auch Linux ist bei weitem nicht Perfekt – aber was ist schon Perfekt. Ich verwende momentan Kubuntu und KDE Neon. Die Systeme sind leider nicht so „Bugfrei“ wie Windows das ist, jedoch muss man auch bedenken, dass hier keine komplette Industrie dahinter steht. Treiber für Hardware müssen meistens von Entwicklern außerhalb der Herstellerfirma in ihrer Freizeit geschrieben werden. Genauso wird die meiste Software von Entwicklern in ihrer Freizeit geschrieben. Dementsprechend funktionieren viele Geräte unter Windows besser als unter Linux. Es gibt jedoch auch viele Beispiele, die genau das Gegenteil aufzeigen, z.B. Drucker.

Ich muss zugeben, ich bin auch noch nicht komplett auf Linux umgestiegen und habe auf meinem Computer auch immer noch Windows 7. Für meine Arbeit brauche ich das momentan noch, da ich hier Plugins für Windowsprogramme entwickle. Auch die Grafikleistung, die man beispielsweise zum Spielen benötigt, ist unter Windows noch deutlich besser wie unter Linux. Hier habe ich jedoch die Hoffnung, dass sich das durch AMDs neue Treiberpolitik und durch Valve bald ändern wird.

Für mich gibt es momentan also mehr Gründe Windows (10) nicht zu benutzen, als Linux nicht zu benutzen. Linux hat aber zudem eine Eigenschaft, die es stark von Windows abhebt: Es ist OpenSource. Wenn man die Geschichte betrachtet hat der Grundgedanke von OpenSource uns erst so weit gebracht, wie wir jetzt sind. Ohne OpenSource würde es z.B. das www oder E-Mail in seiner heutigen Form nicht geben. Schon früher hat der Mensch die Arbeitsweise seines Nachbarn kopiert, wenn er dadurch seine Arbeit schneller, effizienter und besser ausführen konnte; denn kopieren und verbessern heißt Fortschritt.